Hallo, schön dass du (trotz ewiger Pause) wieder da bist.
In diesem Post werde ich euch einmal erklären, was die letzten 4 Monate los war und wieso ich quasi komplett von der Bildfläche verschwunden bin.
Im letzten Post vom 10. Dezember habe ich euch über mein relativ brutales Ende meiner Therapie berichtet. Irgendwie ging danach auch alles mehr oder weniger Bergab. Bobby (mein T4) ist kaputt gegangen, die Wiedereingliederung ist nicht so gut gestartet und nun stehe ich wieder auf Anfang. Aber der Reihe nach:
Das Ende von Bobby werden vermutlich einige schon auf YouTube mitbekommen haben.
Falls nicht, hier der entsprechende Link zum Video.
Meine Wiedereingliederung startete am 04.01.2019. Für den Anfang mit 4 Stunden. Trotz gescheiterter Therapie war ich sehr Motiviert und freute mich wieder zu Arbeiten. Ich hatte es wirklich vermisst und wie Ihr euch denken könnt, fällt einem Zuhause auf Dauer auch echt die Decke auf den Kopf. Es ging also los. Mein Chef hat seine Versprechen eingehalten und mir wirklich einen seichten Einstieg bereitet. Am Anfang fühlte sich auch alles soweit ganz gut an. Die ersten zwei Wochen mit den angepeilten 4 Stunden funktionierten auch soweit. Auch die ersten Tage auf 6 Stunden klappten ganz gut.
Irgendwie hat sich dann aber mein „Dämon“ wieder eingeschlichen. Ich wurde wieder unsicher in dem was ich tat und nach einer weiteren Woche war ich nach Feierabend wieder zu nichts zu gebrauchen. Wieder einfach nur platt und völlig ausgelutscht. Idiotischer weise machte ich aber wie zuvor auch einfach weiter. Ich kompensierte alles damit, dass ich die 6 Stunden über etliche Wochen beibehielt. Natürlich alles nach Rücksprache mit meiner Hausärztin, welche irgendwie zu einer Art Therapeuten Ersatz geworden war. Man konnte zuschauen, wie es mir Tag für Tag, Woche für Woche wieder schlechter ging. Ich lies wieder Dinge schleifen und Zuhause bekam ich schlicht gar nichts mehr auf die Reihe. Es musste was passieren… Dringend…
Meine Ärztin gab mir schließlich eine Überweisung in die Psychosomatische Klinik hier im Ort.
Diese genießt einen sehr guten Ruf und ein hohes Ansehen bei Ihr.
Trotzdem sich in mir alles gegen den Gedanken, wieder in eine Klinik zu müssen, wehrte, rief ich an und machte einen Termin. Ich informierte mich über die Klinik und dachte mir, dass ggf. ein paar Wochen Tagesklinik nicht schaden können. Hatte mir ja schließlich schon mal geholfen.
Der Tag des Termins kam und ich hatte mein erstes Gespräch bei meiner vielleicht neuen Therapeutin. Was soll ich euch sagen? Ganz ehrlich? Das war eines der Krassesten Erlebnisse, die ich in dem Bereich je hatte. Diese Frau brauchte nur einige wenige Minuten um mein Inneres nach außen zu fördern, noch bevor ich es wirklich realisierte. Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich Ihr gegenüber ein sehr vertrauensvolles Gefühl hatte und das ist wirklich außergewöhnlich.
Wir sprachen über alles Mögliche aus meinem Leben, sprangen in verschiedene Zeitabschnitte und auf einmal bekam ich einen Zettel mit einem weiteren Termin in die Hand gedrückt. „Wie jetzt? Wir sind doch grade mal ein paar Minuten am Sprechen?!“ dachte ich. Aber falsch Gedacht. Über eine Stunde. Wir hatten sogar die Zeit überzogen.
Ich fuhr völlig verwirrt nach Hause und wartete Geduldig auf den nächsten Termin, eine Woche später. Sie hatte mir nicht mal gesagt, was jetzt weiter mit mir passiert…
Es kam der zweite Termin und der änderte irgendwie alles und holte mich auf den Boden der Tatsachen zurück. Ich hatte mir eingebildet, dass eine Tagesklinik genügt. Offensichtlich lag ich aus Sicht der Therapeuten aber völlig falsch damit. Sie hatte sich nach dem ersten Termin mit diversen Therapeuten beratschlagt und festgelegt, dass in mir mehr defekt ist als gedacht. Viel viel mehr… Man offenbarte mir, dass man mir nur effektiv helfen könne, wenn ich voll Stationär zu Ihnen käme. Für mich brach eine Welt zusammen. Ich blockierte und bockte wie ein kleines Kind. Zuerst suchte ich nach ausreden, wie zB. „Ich kann woanders nicht schlafen“ oder „Ich muss meine Frau in der Nähe haben“ und so weiter. Dann wurde es Emotional und ich bekam es mit der Angst zu tun. Die Therapeutin hingegen zeigte mir ganz sachlich und ruhig meine Möglichkeiten auf. Und das alles, was hier passiert, Freiwillig passiert. Sie versuchte mir zu zeigen, dass in mir genau in diesem Moment ein kämpf stattfindet. Zum einen ist da der, der diese Art von Hilfe gesucht hat und zum anderen der, der diese Hilfe nicht will und alles allein schaffen möchte. Das wollte ich aber nicht wahrhaben. So verrückt war ich doch auch nicht! Sie meinte ich kann jederzeit aufstehen und gehen. Genau das tat ich auch. Ich konnte und wollte das nicht. Ich verlies den Raum. Ohne Termin, ohne viel Gerede. Als ich dann auf dem Heimweg im Auto saß, brach ich plötzlich in Tränen aus. So fertig war ich ewig nicht mehr. Plötzlich sah ich klar vor mir, was die Therapeutin meinte, mit den zwei Versionen von mir, welche kämpften. Ich sah, was ich mir die ganze Zeit selbst antat und mir wurde klar, dass ich vielleicht gerade meine Chance auf Besserung weggeworfen hatte. Das alles zog mich runter. Ich war verzweifelt und grübelte den ganzen restlichen Tag und die Nacht darüber.
Am nächsten Tag fasste ich mir ein Herz und rief nochmal in der Klinik an und bat um einen neuen Termin. zu meinem Erstaunen bekam ich diesen auch unverzüglich. Am besagten Termin trat ich der Therapeutin ganz kleinlaut gegenüber. Ich erzählte ihr von der Autofahrt und das es mir klar geworden war. Vermutlich war ich ab da einfach bereit. Was sind schon 6-8 Wochen Therapie, im Tausch gegen ein „Normales“ Leben?
Wir haben seitdem beinahe Wöchentlich Sitzungen. Die Warteliste für diese Station ist sehr lang und sie hilft mir so, diese Zeit zu überbrücken. Die Wiedereingliederung habe ich inzwischen, nach Rücksprache mit allen Beteiligten, Abgebrochen. Schließlich benötige ich ja noch etwas davon für die Zeit nach der Klinik.
Mittlerweile habe ich meinen Termin. Am 06.05 gehts los und haltet mich für verrückt aber ein Teil von mir freut sich und ist erleichtert. Meine Ängste und Sorgen hat mir die Therapeutin genommen. Und das Wissen, das ich auch in der Klinik immer Besuch bekommen kann und zu jederzeit gehen kann, erleichtert meine Entscheidung.
So nun wisst Ihr grob, was die letzten 4 Monate mit mir los waren. Ich hätte euch so gern darüber berichtet aber ich konnte einfach nicht. Tut mir sehr leid.
Ich möchte versuchen, eine Art Kliniktagebuch zu führen. Ob ich daraus dann einzelnen Posts mache oder ggf. sogar ein Buch daraus schreibe, weiß ich noch nicht. Fakt ist auf jeden Fall, das ich den Leuten, die vielleicht vor ähnlichen Dingen stehen, die Angst nehmen möchte, einen solchen Schritt zu gehen. Gefühlt ist das in meiner Situation der richtige Schritt aber das werde ich euch natürlich noch verraten.
Vielen Dank, dass du bis hierher gelesen hast. Und ich möchte auch nochmal danke sagen, dass du selbst nach so einer langen Pause noch hier bist und meine „Abenteuer“ verfolgst.
Ich hoffe es hat dir gefallen und ich verabschiede mich hiermit für diesen Post.
Hoffentlich bis Bald.
Hier der Post als Audio: